Betrüger nutzen Verzweiflung der Menschen
Aber auch psychologische Kniffe wenden die Betrüger an. „Sie wissen, dass sich Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen befinden“, erklärt Jens Nolte. „Oft schaffen es die Betrüger bei denen, die in keiner guten seelischen Verfassung sind.“ Einsame Menschen, die verzweifelt einen Partner suchen, zahlten schneller Geld an vermeintliche Vermittlungsbörsen und Menschen, die einen Krankheits- oder Todesfall in der Familie hatten, wollen dem „in Spanien verletzten Neffen“ unbedingt helfen, damit nicht ein weiteres Unglück geschieht. Menschen, die in finanziellen Schwierigkeiten sind, machen sie mit unseriösen Gewinnspielen Hoffnung auf das schnelle Geld.
„Wir als Banken versuchen alles, um unsere Kunden vor Betrügern zu schützen“, versichert Florian Hartleib. Aber wenn der Kunde bereits auf einen Betrug hereingefallen ist, gibt die Bank kein Geld zurück. „Wir können ja Geld, das wegen fehlerhaften Verhaltens verloren gegangen ist, nicht erstatten“, erklärt er. „Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, können wir nur noch bedingt helfen.“ Allerdings müssten sich Menschen, die einem Betrug zum Opfer gefallen sind, keinesfalls schämen. „Wir wissen, welche Tricks die Betrüger anwenden“, sagen die VR-Bank-Mitarbeiter. „Daher würden wir uns freuen, wenn die Geschädigten offen damit umgehen und ihre Erfahrung teilen.“
Damit ein Betrug gar nicht erst passiert, nutzt die VR-Bank Mitte ein Abwehr-Programm. „Darin sind alle uns bekannten betrügerischen Kontonummern gespeichert“, erläutert Jens Nolte. „Ist das Konto, an das der Kunde Geld zahlen will, verdächtig, stoppt das Programm die Überweisung.“ Dank des Programms konnte die Bank 2024 so gut wie alle Überweisungen an Betrüger verhindern. Waren es 2023 noch 100.000 Euro Schaden, wurden die Kunden in diesem Jahr bisher um 292 Euro gebracht. „Darauf sind wir sehr stolz, denn gleichzeitig haben wir Überweisungen in einer Gesamthöhe von 445.000 Euro stoppen können“, freut sich Jens Nolte, in dessen Abteilung 32 Mitarbeiter tätig sind. „Aber unser Ziel ist es, allen Schaden von den Kunden abzuwenden.“
Die Kontoführung bei der VR-Bank Mitte funktioniere „omnikanal“, das heißt, alle Angebote der Bank, ob Kontoführung über das Internet, das Nutzen der Automaten, telefonieren oder der persönliche Kontakt zu einem Mitarbeiter der Bank stehen dem Kunden zur Auswahl. Dabei sei das Online-Banking genauso sicher wie die Bankgeschäfte vor Ort, da der Betrug immer eine Aktion des Kunden voraussetze. Der einzige Unterschied sei, dass das Geldüberweisen im Internet viel schneller ablaufe und die Bank kaum eine Chance habe, etwas zu verhindern.
Daneben habe das Online-Banking Vorteile. Es spare Zeit, Ressourcen und Kräfte. Einer der ältesten Online-Banking-Nutzer bei der VR-Bank Mitte ist hochbetagt. „Bei Fragen ruft mich der 89-Jährige an“, schildert Jens Nolte einen der schönen Momente seiner Arbeit. Sein Kunde spreche langsam und bedächtig, aber er wisse, was er tue. Mit dem Online-Banking könne er sich auch im hohen Alter seine Selbstständigkeit bewahren, habe der Senior gesagt. „Er ist auf dem Laufenden und kommt gut klar“, bestätigt Jens Nolte. „Es braucht einfach Aufklärungsarbeit und Sensibilität, dass man beim Online-Banking sicher unterwegs ist.“
Dafür plant die VR-Bank Mitte jetzt Veranstaltungen sowie die Einführung eines Online-Banking-Führerscheins.