Die Risiken steigen

VR-Bank Mitte richtet Vertreterversammlung aus / Neue Mitglieder im Aufsichtsrat

(Quelle: Eichsfelder Tageblatt vom 01. Juli 2022 / Ulrich Meinhard)

Die Krise gemeistert. Die VR-Bank Mitte mit Sitz in Duderstadt ist bis jetzt gut durch die Corona-Zeit gekommen. Sehr gut sogar. Bilanzsumme und Kundeneinlagen sind gestiegen, die Mitgliederzahl weist nach oben. Allein in diesem Jahr kamen schon 837 neue Mitglieder hinzu, die ihr Geld der Genossenschaftsbank anvertraut haben. Das geht aus veröffentlichten Erhebungen hervor, die am Mittwoch bei einer Vertreterversammlung präsentiert worden sind. Doch die Zukunft verheißt nicht unbedingt Gutes: „Wir bleiben im Krisenmodus“, sagte Hartwig Magerhans, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, mit Verweis auf den Krieg in der Ukraine und die sich verändernde geopolitische Weltlage. Auch die VR-Bank werde die Folgen zu spüren bekommen, die Ertragslage werde rückläufig sein, hieß es.

Die VR-Bank Mitte hatte am Mittwoch in Bad Sooden-Allendorf zu einer Vertreterversammlung eingeladen. Deren Ausrichtung stand kurzzeitig auf der Kippe, weil beide Vorstände, Björn Henkel und Uwe Linnenkohl, gleichzeitig an Corona erkrankt waren. Doch nach zweieinhalb Jahren Pandemie hat sich die Bank digital so gut aufgestellt, dass Henkel und Linnenkohl fast problemlos per Videoschalte ins Festzelt am Werraufer geholt werden konnten. Bürgermeister Frank Hix (CDU) sprach in seinem Grußwort an, worum es künftig gehen wird: Die Zukunft könne nur durch ein Zusammenstehen bestmöglich gestaltet werden, betonte er.

„Klar ist, die Risiken steigen“, nahm Björn Henkel kein Blatt vor den Mund. Mit den drei Worten Zeitenwende, Pandemiewende und Zinswende umriss er die Herausforderungen. Der bankinterne Corona-Krisenstab sei nach wie vor aktiv, sagte er. Wie nötig das sei, zeige sich an der Erkrankung der beiden Vorstände. „Wir haben uns wohl bei einer Fachtagung in Berlin angesteckt“, mutmaßte Linnenkohl. Wahrscheinlich, so folgerte er weiter, seien jetzt ein Viertel aller Vorstände von Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland corona-positiv.

Deutlicher Verlust der Kaufkraft

Fallende Kurse, die Angst vor einer andauernden Rezession, eine Inflation, die in Deutschland bei acht Prozent liegt: Das seien die aktuellen Rahmenbedingungen, die nicht folgenlos bleiben würden. „Unser aller Einkommen wird deutlich an Kaufkraft verlieren“, prophezeite Linnenkohl.

Wenigstens mit Blick auf das abgelaufene Geschäftsjahr 2021 konnte Henkel bilanzieren: „Wir sind in einem extrem herausfordernden Umfeld gewachsen – stärker als der Markt.“ So haben die (bilanziellen) Kundeneinlagen um 3,5 Prozent zugelegt: von 1,86 auf 1,93 Milliarden Euro. Die Bilanzsumme stieg von 2,522 Milliarden Euro in 2020 auf 2,578 Milliarden Euro, das bilanzielle Eigenkapital (Saldo aus Vermögen und Schulden) von 288 auf 300 Millionen Euro. Noch halte die positive Entwicklung an, das zeige sich in einem Wachstum von sieben Prozent in diesem Jahr bis jetzt. Zu erwarten sei aber eine Drosselung. Zu erwarten seien auch weiter steigende Zinsen, mit positiven Folgen für Geldanlagen, mit negativen etwa für Häuslebauer. Den Kopf in den Sand zu stecken, sei aber kein Mittel der Wahl. In Anlehnung an ein Zitat von Albert Einstein gab Henkel die Losung aus: „Morgen kann kommen.“

v.l.n.r.: Aufsichtsratsmitglieder Jörg Bringmann (Vorsitzender); Eckardt Lintzel; Hubertus Erner;Hartwig Margerhans (stellv. Vorsitzender)

Aufsichtsrat wird charmanter

Der Aufsichtsrat, vertreten durch Magerhans und seinen Stellvertreter Jörg Brinkmann, schlug die Ausschüttung einer Dividende von 2,50 Prozent vor, das sind 661 669 Euro. Die Vertreterversammlung stimmte zu, sie erteilte zudem Vorstand und Aufsichtsrat Entlastung.

Beim Aufsichtsrat standen turnusmäßig Wahlen und Neubesetzungen an. So scheiden Hubertus Erner (Witzenhausen) und Eckardt Lintzel (Leinefelde-Worbis) aus Altersgründen, wie es hieß, aus dem Aufsichtsrat aus. Für sie kommen Janine Reimann (47) aus Leinefelde-Worbis und Andrea Meyer-Biermann (38) aus Duderstadt neu in das Gremium. Reimann ist Unternehmerin und Mutter von zwei Söhnen. Sie stellte sich der Versammlung vor. Meyer-Biermann ist Land- und Energiewirtin und Mutter von drei Kindern.

Zur Wiederwahl in den Aufsichtsrat stellten sich Helmut Kehrel aus Duderstadt, Andreas Kohlrautz aus Gieboldehausen, Hermann Ludolph aus Heiligenstadt, Armin Sander aus Northeim und Thilo Vaupel aus Witzenhausen der Vertreterversammlung. Sowohl die beiden Frauen als auch die fünf Männer sind bei wenigen Enthaltungen per Stimmzettel einstimmig gewählt worden. Die aus dem Aufsichtsrat ausscheidenden Erner und Lintzel hielten fest, dass das Gremium jetzt mit Reimann und Meyer-Biermann nicht nur weiblicher, sondern auch schöner und charmanter werde. Die Vertreter stimmten zu, in diesem Fall durch allgemeines Kopfnicken.

Anwesend im Festzelt an der Werra waren 128 Vertreter. Die VR-Bank Mitte hat aktuell 49 390 Mitglieder. Sie war 2019 durch die Fusion der Volksbank Mitte und der VR-Bank Werra Meißner entstanden. Nicht mehr zum Vorstand gehört Steffen-Peter Horn, er schied am 14. April dieses Jahres auf eigenen Wunsch aus.