Polizei Duderstadt und Banken warnen gemeinsam vor Betrügern

(Quelle: Eichsfelder Tagebatt vom 01.06.2021 Britta Eichner-Ramm)

„Seien Sie misstrauisch!“ Nach Auffassung der Polizei kann diese Warnung nicht oft genug wiederholt werden. Denn immer wieder werden vornehmlich ältere Bürger Opfer von Betrügern. Die Duderstädter Polizei hat sich jetzt zusammen mit den Banken vor Ort etwas ausgedacht, um das Ersparte der Eichsfelder vor Abzockern zu schützen.

Duderstadt

Mit sogenannten Schockanrufen und Enkeltricks versuchen immer wieder meist osteuropäische, gut organisierte Banden vornehmlich ältere Mitbürger um ihr Erspartes zu bringen. Dabei wird telefonisch eine Notlage vorgetäuscht und Geld für die vermeintlichen Angehörigen gefordert. Diese betrügerischen Straftaten nehme die Polizei sehr ernst, betont der Leiter des Duderstädter Polizeikommissariats, Karl-Hubert Wüstefeld.

„Letzte Bastion zwischen Opfern und Tätern sind die Geldinstitute“, so Wüstefeld. Deren Mitarbeitern bescheinigt der Polizist bereits eine sehr hohe Aufmerksamkeit, wenn Kunden hohe Bargeldbeträge abheben wollten. Sowohl bei der Sparkasse Duderstadt als auch bei der VR-Bank Mitte werde in solchen Fällen versucht, die Kunden durch gezieltes Nachfragen auf die potenzielle Gefahr hinzuweisen.

Mit dem Präventions-Couvert (von links): Karl-Hubert Wüstefeld, Björn Henkel, Dierk Falkenhagen und Markus Teichert. Bild: Niklas Richter

Scham und Tunnelblick

Doch mitunter reiche das nicht aus. Warnungen würden aus Scham oder Angst ignoriert, erklärt der Duderstädter Polizist. „Tunnelblick“ nennt das Markus Teichert, Vorstandsmitglied der Sparkasse Duderstadt. Auch Björn Henkel vom Vorstand der VR-Bank Mitte weiß um Fälle, in denen Kunden Opfer von Betrügern wurden. Er habe Fälle erlebt, in denen ältere Menschen ihrem Bankberater misstraut hätten. Das liege daran, so erklärt Wüstefeld, dass die Täter ihre Opfer geschickt manipulierten.

„Ist das Geld erst einmal in den Händen der Betrüger, ist es unwiederbringlich weg“, macht der Polizeibeamte klar. Für die Opfer breche dann häufig eine Welt zusammen. Die Täter indes nähmen keine Rücksicht auf persönliche Schicksale. Die älteren Menschen würden „abgezockt, ohne jeglichen Funken Mitleid“, so Wüstefeld.

Geld-Couvert entworfen

Umso wichtiger sei die Prävention. Und dafür haben die Duderstädter Polizei und die beiden Geldhäuser ein sogenanntes Geld-Couvert entworfen, in das das Bargeld gesteckt werde. Solche Umschläge gebe es bereits in ähnlicher Form beispielsweise auch in Göttingen. Die Duderstädter modifizierten den Umschlag.

Die Eichsfelder Version des Geld-Couverts ziert das Foto von Dierk Falkenhagen, den die meisten Menschen als Präventionsbeamten der Polizei kennen. Er habe vor der Pandemie auch viele Veranstaltungen mit Senioren abgehalten, sagt Falkenhagen und hofft, dass sein Foto auf dem Umschlag zur Aufmerksamkeit beiträgt.

„Will jemand plötzlich oder unerwartet Geld beziehungsweise Wertsachen von Ihnen? Seien Sie misstrauisch!“, heißt es auf dem von der Duderstädter Polizei in Zusammenarbeit mit der Sparkasse Duderstadt und der VR-Bank Mitte gestalteten Umschlag. Und weiter: „Sprechen Sie vertrauensvoll mit Angehörigen, den Mitarbeitern ihres Geldinstituts oder rufen Sie die Polizei.“ Sowohl VR-Bank Mitte als auch Sparkasse Duderstadt werden die Umschläge ab sofort einsetzen, kündigen die Vorstandsmitglieder Henkel und Teichert an.

„Betrügern das Handwerk legen“

„Wir wollen den Betrügern das Handwerk legen“, betont der Leiter des Duderstädter Polizeikommissariats. Vieles lasse sich im Vorfeld tun, so Wüstefeld. Das Geld-Couvert sei im Rahmen der Präventionsmaßnahmen ein weiterer Meilenstein.

Die Täter nutzen der Polizei zufolge verschiedene Maschen, um ans Geld potenzieller Opfer zu gelangen. Am bekanntesten ist der sogenannte Enkeltrick, bei dem sich ein Anrufer als Enkel, Nichte oder anderer Angehöriger ausgibt, der in eine finanzielle Notlage geraten sei. Vorgetäuschte Gründe sind Wohnungskäufe, Verkehrsunfälle oder auch eine Corona-Infektion. In Folge eines Schockanrufs gelang es Betrügern im vergangenen Jahr, einer Seulinger Seniorin mehrere Tausend Euro betrügerisch abzunehmen.

Und auch als falsche Polizisten geben sich Täter manchmal aus. Die Duderstädter Polizei hat auf diese Masche im vergangenen Jahr mit einer Präventionsaktion hingewiesen.

Tipps gegen Betrüger

Folgende Tipps gibt die Polizei, wie sich potenzielle Opfer vor Betrug und Abzocke durch Enkeltricks oder Schockanrufe schützen können:

„Seien Sie misstrauisch, wenn sich Anrufer am Telefon nicht selber mit Namen melden. Raten Sie nicht, wer anruft, sondern fordern Sie Anrufer grundsätzlich dazu auf, ihren Namen selbst zu nennen.

Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nicht erkennen. Erfragen Sie beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte/Bekannte wissen kann.

Geben Sie keine Details zu Ihren familiären und finanziellen Verhältnissen preis.

Lassen Sie sich nicht drängen und unter Druck setzen. Nehmen Sie sich Zeit, um die Angaben des Anrufers zu überprüfen. Rufen Sie die jeweilige Person unter der Ihnen lange bekannten Nummer an und lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen.

Wenn ein Anrufer Geld oder andere Wertsachen von Ihnen fordert: Besprechen Sie dies mit Familienangehörigen oder anderen Ihnen nahe stehende Personen.

Übergeben Sie niemals Geld oder Wertsachen wie Schmuck an unbekannte Personen.

Kommt Ihnen ein Anruf verdächtig vor, informieren Sie unverzüglich die Polizei unter der Nummer 110.

Sind Sie bereits Opfer eines Enkeltricks geworden, zeigen Sie die Tat unbedingt bei der Polizei an. Dies kann den Beamten helfen, Zusammenhänge zu erkennen, andere Personen entsprechend zu sensibilisieren und die Täter zu überführen.

Lassen Sie Ihren Vornamen im Telefonbuch abkürzen – aus Herta Schmidt wird beispielsweise H. Schmidt. So können die Täter Sie gar nicht mehr ausfindig machen. Zum Ändern eines Telefonbucheintrags wenden Sie sich an die Telekom.

Bewahren Sie Ihre Wertsachen, zum Beispiel höhere Geldbeträge und andere Wertgegenstände, nicht zu Hause auf, sondern auf der Bank oder im Bankschließfach.“