Vier Täter nehmen Filiale der VR-Bank ins Visier und entkommen unerkannt / Schadenshöhe noch unbekannt
Unbekannte sprengen Geldautomaten in Rosdorf
Quelle: Göttinger Tageblatt vom 23.02.2024 - Tammo Kohlwes und Markus Scharf
In Rosdorf haben Unbekannte einen Geldautomaten gesprengt. Wie die Polizei mitteilt, meldeten Anwohner die Explosion um 3.36 Uhr am Donnerstagmorgen. Als Ziel hatten sich die Täter die Filiale der VR-Bank an der Langen Straße ausgesucht.
Nach ersten Informationen wurden vier Täter beobachtet, die nach der Tat in einem dunklen Pkw Richtung Süden flohen. Sollten sie die Autobahn als Fluchtweg gewählt haben, konnten sie diese über die Behelfsauffahrt am Rasthof Mengershausen in weniger als einem Kilometer schnell erreichen. Trotz sofortiger Fahndung konnte die Polizei die Täter nicht stellen.
Polizei bittet Zeugen um Hinweise
Am Gebäude und am Geldautomaten entstand nach Polizeiangaben erheblicher Sachschaden. Im Kundenraum waren am Morgen Teile von Wandverkleidung und Automaten auf dem Boden verstreut. Die Spurensicherung untersuchte wenige Stunden nach der Tat im Eingangsbereich mutmaßlich Spuren der Täter. Ob die Täter Bargeld erbeuteten, war am Morgen noch nicht klar. Verletzt wurde niemand.
Dennoch machte die Skrupellosigkeit der Täter am Morgen nach der Tat die Passanten fassungslos. Die Bank-Filiale befindet sich mitten im Wohngebiet, entsprechend hoch ist die Gefahr, entdeckt oder beobachtet zu werden. Zudem nahmen die Täter offenbar mit der Sprengung auch billigend in Kauf, dass auch außerhalb des Bankgebäudes Schaden entsteht.
In der Gemeindeverwaltung, die nur wenige Meter von der VR-Bank entfernt residiert, seien am Morgen Anrufe von besorgten Eltern eingegangen, berichtet Gemeindebürgermeister Sören Steinberg (SPD). Sie wollten erfragen, dass ihre Kinder auf dem morgendlichen Weg zur benachbarten Heinrich-Grupe-Grundschule sicher sind. Er habe Entwarnung gegeben, die Polizei hatte den Bereich um die Bank weiträumig abgesperrt, eine Rückkehr der Täter schien unwahrscheinlich.
Nähere Angaben zu Tätern oder Tathergang konnte die zuständige Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft Osnabrück am Donnerstag nicht machen. Auch werde nicht bekannt gegeben, ob und wie viel Geld entwendet wurde, so Oberstaatsanwalt Alexander Retemeyer. Allerdings habe man mittlerweile eine sehr genaue Vorstellung davon, mit welcher Tätergruppe man es bei den Automatensprengungen zu tun habe.
In der Regel handele es sich um junge Männer aus den Niederlanden, die von Hintermännern zu den Tatorten geschickt werden. Die Ermittler gehen von etwa 500 möglichen Sprengern aus. Diese würden gezielt für ihre Einsätze ausgebildet und mit Sprengstoff, Tatwerkzeug und Fahrzeugen ausgerüstet, so Retemeyer.
Die Filiale der VR-Bank in Rosdorf blieb am Donnerstag geschlossen. Wann sie wieder öffnen kann, war nach Angaben der Bank noch unklar. Kunden können die Bank unter Telefon 0 55 27 / 84 50 erreichen, die nächsten Geldautomaten der VR-Bank befinden sich in Elliehausen und Klein Lengden.
Immer in der Nähe von Autobahnen und Bundesstraßen
Im November vergangenen Jahres war den Ermittlern ein Schlag gegen Automatensprenger-Banden gelungen. Bei einer Großrazzia hatte die Polizei Osnabrück gemeinsam mit niederländischen Behörden 18 Verdächtige, darunter auch Drahtzieher der Szene, festgenommen. Sie sollen an mindestens 23 Sprengungen im gesamten Bundesgebiet beteiligt gewesen sein. Damals hatten sowohl Innenministerin Daniela Behrens als auch Justizministerin Kathrin Wahlmann (beide SPD) die Aktion als großen Erfolg gegen die organisierte Kriminalität gewertet. In Niedersachsen war die Zahl der Automatensprengungen laut Innenministerium bis zum Sommer 2023 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 40 Prozent zurückgegangen. In der Region Südniedersachsen wurden seither immer wieder Geldautomaten gesprengt. Zuletzt traf es im Oktober 2023 eine Bankfiliale in Hardegsen. Im Februar 2023 hatten Unbekannte einen Automaten in Bad Sachsa und im Dezember 2022 im „Kauf Park“ in Göttingen gesprengt. Im Februar dieses Jahres waren die Täter bereits im thüringischen Leinefelde im Einsatz.
Die Zentrale Kriminalinspektion der Polizeidirektion Göttingen hat die Ermittlungen übernommen. Wer Hinweise auf die Täter geben kann, wird gebeten, sich bei der Polizei in Rosdorf, 05 51 / 9 99 57 90, zu melden.