VR-Bank Mitte trennt sich von Filiale in Niederorschel

(Quelle: Eichsfelder Allgemeine vom 25. März 2023 / Silvana Tismer)

Die Filiale der VR-Bank Mitte in Niederorschel wird geschlossen. Das ist erst einmal eine Nachricht, die aufhorchen lässt. „Aber erst am 30. September 2024. Also in eineinhalb Jahren“, sagt Björn Henkel, Vorstand der VR-Bank Mitte. Die kleine Filiale mit drei Mitarbeitern ist eine Servicefiliale. 3131 Kunden werden dort betreut. „Aber es ist die Filiale mit der niedrigsten Kundenfrequenz“, sagt Henkel. Er betont aber vehement, dass die Schließung keine Bestrafung der Kunden sei. „Um Gottes willen: Nein.“ Man komme nicht mit dem Satz daher, nur weil die Kunden nicht kommen, mache man zu. „Und erst recht nicht nächste Woche.“ Im Gegenteil.

Das Kundenverhalten habe sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Sehr viele Mitglieder nutzten rege das Online-Banking, die Telefonfiliale oder vereinbarten gezielt Beratungstermine vor Ort. Immer öfter laufen die auch über Videotelefonie. Im Schnitt sei es in Niederorschel noch nicht einmal ein Kunde, der den Service persönlich benötige. „2021 waren es insgesamt im Geschäftsgebiet 153.000 Anrufe bei unserer Telefonberatung, voriges Jahr schon 182.000“, hat Henkel Zahlen parat. „Wir sehen, dass unsere Kunden neue Wege gehen und sie auch wollen.“

Foto: VR-Bank Mitte eG

Sicherheitsaspekte geraten zunehmend in den Vordergrund

Vorstand Björn Henkel

Immer wieder gehe man in den drei Bundesländern in die Filialanalyse. Dabei gehe es nicht bewusst um Schließungen. Es gehe zunächst um die Überprüfung der Standorte hinsichtlich Modernisierung und Investition, um dann Investitionsvorhaben in ausgewählten Standorten planen und terminieren zu können. Aber man müsse die Augen auch auf der Rentabilität haben. „Unsere Mitglieder wollen, dass ihre Einlagen sicher sind, dass wir wirtschaftlich arbeiten. Und viele schauen dabei inzwischen auch darauf, wie nachhaltig wir arbeiten.“ Björn Henkel sieht noch einen weiteren Aspekt, der zukünftig auf das Haus zukommt. „Geldautomatensprengungen“, nennt er das Schlagwort. Zum Glück sei man bei der VR-Bank Mitte bislang einigermaßen davongekommen. „Aber wir müssen die Sicherheit unserer Kunden, der Mitarbeiter und mitunter auch der Bewohner der Gebäude im Auge haben.“ Gemeinsam mit der Politik müsse man auf Gefährdungslagen reagieren, zunehmend auch in kleinen Orten. „In Sachen Sprengsicherheit kommen einige Investitionen auf uns zu.“

Niederorschel ist nicht die einzige Filiale, von der sich die Genossenschaftsbank mittelfristig trennt. In Hessen ist es die in Waldkappel, in Niedersachsen die in Elliehausen. In allen drei Fällen habe man überprüft, inwieweit es den Kunden zumutbar ist, auf andere Filialen auszuweichen. Von Niederorschel sind es sieben Kilometer bis Worbis, knapp neun bis Leinefelde. Das seien akzeptierte Entfernungen. Die drei Bankkaufleute werden ab Oktober 2024 in Leinefelde arbeiten, wahlweise in Worbis, und ihre Niederorscheler Kunden weiterhin betreuen. „Insofern ändert sich nicht viel“, sagt Björn Henkel. „Die Kunden behalten ihre vertrauten Gesichter.“

Bargeldpartnerschaften werden von Kunden angenommen

Was das Bargeld angeht, so greife in Niederorschel die Bargeldpartnerschaft mit der Kreissparkasse Eichsfeld, die vor zwei Jahren ins Leben gerufen wurde und inzwischen wunderbar funktioniere. Auch mit Sparkassen in Hessen und Niedersachsen habe man solche Kooperationen schließen können. So hätte sich nicht nur für beide Häuser die Auszahlungsfrequenz verdoppelt, sondern sei es schön, „wie beide Häuser ihr Ego hintenan stellen.“ Auch mit Partnern im Einzelhandel gebe es Kooperationen, wie Bäcker, Tankstellen, Supermärkte. Florian Hartleib, Unternehmenssprecher, fügt hinzu, dass es in Niederorschel bis zum Tag der Schließung weder reduzierte Öffnungszeiten noch eine Reduzierung des Service geben wird. „Bis dahin bleibt alles, wie es ist.“

Für verunsicherte Kunden werden sich die Bankkaufleute in Niederorschel die Zeit nehmen, mit den Kunden auf Wunsch Alternativen wie Onlinebanking oder die Telefonfiliale zu „üben“. Die Vertreterversammlung, die Mitglieder und die Kunden wurden selbstverständlich schon informiert. „Niemand freut sich darüber, aber man versteht es“, so der Eindruck von Henkel. Mit der Schließung bleiben in der Region Mitte noch 15 Standorte erhalten. Der VR-Bank gehören aktuell rund 50.000 Mitglieder an.