Überraschender Fund auf Weißenborner Dachboden

Quelle-Artikel: Thüringer Allgemeine vom 24.10.2019 (Sigrid Aschoff)

Fünf fast vergessene Heiligenfiguren kehren in die Weißenborner Kirche zurück. Sie waren 1939 beim Kirchenbrand gerettet worden, dann aber in Vergessenheit geraten.                                                    

Ein Schock ist es, als in Weißenborn die Kirche brennt. Und trotz der Gefahr, dass die Konstruktion einstürzen kann, gibt es mutige Männer im Dorf, die sich noch einmal in das Gotteshaus begeben und in letzter Minute einige Gegenstände retten. Auch fünf Heiligenfiguren, die um 1886 aus Eichenholz gefertigt wurden, sind darunter. Es ist das Jahr 1939, als sie auf dem Dachboden des Pfarrhauses verstaut werden. Jedoch ist das Dach nicht dicht, so dass die fünf Heiligen im Dunkeln unter ein paar Ziegeln liegend und mitunter Schnee und Regen ausgesetzt ein tristes Dasein fristen: Es sind Josef, Liborius, Bonifatius, Antonius sowie Franziskus. Im Laufe der Jahre geraten sie mehr und mehr in Vergessenheit.

 

1950 ist die Kirche wieder aufgebaut. Aus dem Westen wurde Material besorgt. Und unter anderem spielten junge Leute in den niedersächsischen Dörfern Fuhrbach und Brochthausen Theater und sammelten dabei Geld, auch Männer, die im Ruhrgebiet arbeiteten, spendeten, erzählt ein Gemeindemitglied. Doch die Figuren, die sind aus dem Alltag verschwunden.

Fast 80 Jahre dauert es schließlich, bis sich das ändert und etwas passiert. „2018 wurde das Pfarrhaus saniert, und in dem Zusammenhang musste es komplett geräumt werden“, sagt Pfarrer Hubertus Iffland. Und so kommt man auch auf den Dachboden und entdeckt sie wieder: die Heiligen.

 

An den Figuren haben die Feuchtigkeit und die Zeit deutliche Spuren hinterlassen; einige sind beschädigt.

Pfarrer Hubertus Iffland und Vorstand der VR-Bank Mitte eG Björn Henkel

Dem heiligen Josef fehlt beispielsweise eine Hand. Der Geistliche hat einen Plan: Er will, dass die Kunstobjekte restauriert werden und wieder einen würdigen Platz in St. Michael bekommen. Bei der Idee allein soll es nicht bleiben. Doch Hubertus Iffland ist klar, dass es Geld braucht, um den Darstellungen zu alter Schönheit zu verhelfen. Gezeigt wird der Fund unter anderem dem Kunstsachverständigen des Bistums Erfurt, Falko Bornschein. Er sei begeistert von der Machart der Darstellungen und der Qualität gewesen, heißt es. Der Experte stuft sie als wertvoll ein, erzählt der Pfarrer. Und einer, der sich engagiert, so heißt es gestern, ist Hermann Herzberg. Er wendet sich an die Volksbank und wird nicht müde, um Unterstützung zu bitten – mit Erfolg. Als erstes nimmt sich Restauratorin Birgit Jünger nun des heiligen Josef an. „Er ist ein sympathischer Heiliger, bescheiden, und organisiert Jesus ein gutes Zuhause. Er war ein Mann, der im Leben stand, kein Fantast“, sagt Hubertus Iffland und freut sich, als er gestern diese Figur als erste restaurierte in der Michaelskirche im Gottesdienst der Gemeinde vorstellen kann. Josef hat wieder beide Hände, ist in dieser Darstellung aber nicht als Handwerker abgebildet, sondern als Königsohn, als Sohn Davids mit rotem Mantel. In einer Hand hält er eine weiße Lilie. Das sei schon etwas Besonderes, meint der Pfarrer. Gekommen ist am Mittwochmorgen auch Björn Henkel, Vorstand der VR-Bank Mitte eG . Er hat den symbolischen Scheck über 6000 Euro von der eigenen Stiftung „Ein Herz für die Region“ dabei. Anfang 2020 könne man noch einmal schauen, ob die Restaurierung einer weiteren Heiligenfigur finanziell unterstützt werden kann, signalisiert er. Der heilige Liborius ist derweil schon in der Werkstatt.

Die Kirchenbesucher, darunter Kindergartenkinder und ihre Erzieherinnen, bestaunen das Werk im Altarraum. Nach der Messe bekommt Josef seinen Platz rechts neben der Kirchentür. Links steht Antonius, in der Sakristei Franziskus und auf der Empore Liborius. Der erste Schritt ist getan.